Neuer Betriebsführungsvertrag für die Wasserversorgung und das Freibad

In den Jahren 1998/1999 wurde der Strommarkt in Deutschland liberalisiert. Die Verbraucher können seit dem ihren Stromlieferanten frei wählen. Es war zu erwarten, dass ein so kleines Stromversorgungsunternehmen wie die Stadtwerke Rehau in diesem entstehenden Marktgefüge nicht bestehen kann. Deshalb wurde die Sparte „Stromversorgung“ der Stadtwerke Rehau im Jahr 1999 verkauft. Die Betriebsführung der bei den Stadtwerken verbliebenen Aufgaben der Wasserversorgung Rehau und des Freibades Rehau wurde einem privaten Dienstleister übertragen. Die Stadtwerke blieben also Eigentümer dieser Anlagen und gegenüber dem Wasserbezieher und Freibadbesucher auch verantwortlicher Betreiber. Den Stadtwerken fließen die Einnahmen aus den Benutzungsgebühren zu. Sie entscheiden, welche Investitionen zum Neubau, zur Erweiterung oder Generalsanierung dieser Anlagen durchgeführt werden und tragen dafür auch die Kosten. Die Entscheidungen dazu treffen – je nach interner Zuständigkeit – die Werkleitung, der Bürgermeister, der Werksenat oder der Stadtrat. Der beauftragte Dienstleister ist zuständig für den Betrieb der Anlagen, ihre Wartung, Reparatur, Instandhaltung und Instandsetzung sowie auch für die Gebührenabrechnung und Kundenbetreuung. Bei ihm ist das dafür notwendige Personal angestellt. Er trägt die Kosten dafür und erhält als Entgelt einen jährlich pauschalierten Betrag von den Stadtwerken. Eine wesentliche Aufgabe der Werkleitung der Stadtwerke ist die Zusammenarbeit mit dem Betriebsführer und auch die Überwachung der ordnungsgemäßen Erledigung seiner Aufgaben.

Der aktuell gültige Betriebsführungsvertrag mit der Fa. SüdWasser GmbH wurde im Jahr 2007 nach Durchführung des dafür vorgeschriebenen europaweiten Ausschreibungsverfahrens abgeschlossen. Dieser Vertrag hatte eine feste Laufzeit bis einschließlich 2015. Die jährlichen Pauschalentgelte hatte SüdWasser im Rahmen der Ausschreibung angeboten und dabei die im Jahr 2007 für die nächsten acht Jahre absehbaren Kostensteigerungen berücksichtigt. Beide Vertragspartner waren mit der Zusammenarbeit und den festgelegten Vertragspflichten zufrieden. Eine Kündigung wurde daher nicht ausgesprochen und damit verlängerte sich der Vertrag immer weiter. Allerdings für SüdWasser mit dem Nachteil, dass ab 2016 keine Anpassung des Entgelts mehr vorgesehen war. Eine im Jahr 2020 im gegenseitigen Einvernehmen durchgeführte Anpassung glich das dadurch entstandene Missverhältnis von Aufwand und Entgelt nur geringfügig aus. Hinzu kamen dann die sehr hohen Steigerungen der Personal-, Bau- und Energiekosten ab dem Jahr 2022.

Für die Stadtwerke Rehau und die Rehauer Bürger war diese Situation sehr vorteilhaft, weil über viele Jahre hinweg die tatsächlichen Kosten für die Betriebsführung in Rehau nicht in voller Höhe bezahlt werden mussten und damit die Wassergebühren entsprechend günstig waren. Für SüdWasser entstand dadurch allerdings ein immer größeres Defizit. Das führte letztlich dazu, dass SüdWasser den Vertrag zum 31.12.2025 kündigte, natürlich mit dem Ziel, sich im Rahmen der Neuausschreibung wieder um den Auftrag zu bewerben.

Die notwendige europaweite Ausschreibung mit einem fest vorgegebenen umfangreichen Vertragswerk wurde von den Stadtwerken seit August 2024 vorbereitet und Anfang April 2025 im europäischen Amtsblatt veröffentlicht. Bewertungskriterien waren neben dem angebotenen Preis auch die von den Bietern verbindlich zugesagten Maßnahmen zur Gewährleistung der Rufbereitschaft, zur Qualitätssicherung vor Ort und zur Sicherstellung eines Bereitschaftsdienstes. Am Ende des mehrstufigen Verfahrens wurde der Zuschlag an die Fa. Veolia Wasser Deutschland GmbH erteilt. Die Fa. SüdWasser hatte sich ebenfalls beworben, konnte aber aufgrund des deutlich teureren Angebotes nicht berücksichtigt werden.

Die Fa. Veolia Wasser Deutschland GmbH ist ein großes, qualifiziertes und erfahrenes Wasserversorgungsunternehmen. Sie ist derzeit für 200 Kommunen in ganz Deutschland tätig und betreut so über 500.000 Kunden in der Trinkwasserversorgung. Sie betreibt für sechs Kommunen auch deren Bäder. Für diese Aufgaben hat das Unternehmen 880 Mitarbeiter beschäftigt. Im Vertrag mit den Stadtwerken Rehau ist festgelegt, dass die Kundenbetreuung für Rehau – wie bisher – hier vor Ort erfolgen muss und eine sowohl vom Umfang als auch von der Qualifikation her klar definierte Anzahl von Mitarbeitern ihren Arbeitsplatz in Rehau haben muss. Es konnte also für die Betriebsführung der Stadtwerke Rehau ein qualifiziertes Unternehmen mit einem im Wettbewerb erzielten guten Preisangebot gewonnen werden.

Der neue Vertrag hat eine Laufzeit von knapp 10 Jahren. Bürgermeister Abraham und Werkleiter Beckstein freuen sich, dass der Betrieb der Wasserversorgung und des Freibades Rehau damit bis ins Jahr 2035 zu bereits heute feststehenden Bedingungen gesichert werden konnte. Die Unterzeichnung des Vertrags erfolgte am 29. September 2025 im Rathaus Rehau.

Von links: Geschäftsführer von Veolia Wasser Deutschland GmbH Thomas Kühn und Thiébauld Mittelberger, 1. Bürgermeister Michael Abraham, stellvertretender Werkleiter Jan Muggenthaler, Werkleiter Ulrich Beckstein.

Allerdings war aufgrund der beschriebenen Situation zur Höhe des bisherigen Betriebsführungsentgelts klar, dass das neue Entgelt ab 2026 deutlich höher liegen wird als bisher. Im ersten Jahr werden für den neuen Betriebsführer durch die Übernahme des Auftrages außerordentliche Kosten entstehen, z.B. für die Einarbeitung, Datenübernahme, Beschaffung von Geschäftsausstattung und Betriebsmitteln, Personalgewinnung. Die Folge ist ein sehr großen Preissprung für die Stadtwerke im Jahr 2026 im Vergleich zur bisherigen Situation. Im Jahr 2027 sinkt das Entgelt dann wieder deutlich. Und von da steigt es jährlich gleichbleibend nur sehr geringfügig an.  Die Stadtwerke Rehau sind gesetzlich verpflichtet, kostendeckende Wassergebühren zu erheben. Die dauerhafte und sichere Wasserversorgung mit guter Qualität kann nur gewährleistet werden, wenn der dafür entstehende Aufwand durch die Gebühreneinnahmen gedeckt wird. Der Stadtrat hat daher beschlossen, dass die Wassergebühr zum 1. Januar 2026 auf 3,33 EUR/m³ zuzügl. Umsatzsteuer (7 %) steigt. Aus heutiger Sicht wird es dann in den Folgejahren keine wesentlichen Gebührenänderungen mehr geben. Mit der Beibehaltung dieses Betrags werden ab dem Jahr 2027 auch die Refinanzierungskosten der Stadtwerke für die in den nächsten Jahren anstehenden großen Investitionen in die Wasserversorgung erwirtschaftet.

Die Stadtwerke Rehau, Bürgermeister Abraham und Werkleiter Beckstein danken schon an dieser Stelle der Fa. SüdWasser für die bisher geleistete, immer zuverlässige Arbeit. Sie begrüßen die Fa. Veolia Wasser Deutschland in Rehau, freuen sich auf die Zusammenarbeit und wünschen dafür alles Gute und viel Erfolg. Vor beiden Unternehmen liegen jetzt anspruchsvolle und spannende Wochen. Es muss die Übergabe der gesamten Aufgabenstellung erfolgen, SüdWasser muss die Räume und das Gelände in der Bahnhofstraße 16 in Rehau räumen und Veolia muss sich dort neu einrichten. Insbesondere die Verbrauchsabrechnung für das Jahr 2025 wird beide Unternehmen und ihre Mitarbeitenden vor große Herausforderungen stellen, da diese genau zum zeitlichen Schnittpunkt der Übergabe erfolgt. Bürgermeister und Werkleiter haben volles Vertrauen in die beiden Unternehmen, dass sie diese Aufgabe so bewältigen, dass es möglichst keine Auswirkungen für die Rehauer Bevölkerung gibt. Sie sind aber auch überzeugt, dass die Rehauer Verständnis aufbringen werden, wenn in den Wochen des Aufgabenübergangs die Kundenbetreuung etwas eingeschränkt sein sollte.