Sie beginnen am 25. Dezember und dauern bis zum 6. Januar. Diese zwölf Nächte haben im Volksmund unterschiedliche Namen: Sie werden auch Raunächte, Zwölf-, Los-, Unter-, Weihe-, oder Zwischennächte genannt.
Während der zwölf Rauhnächte war es besonders wichtig, alles in der Wohnung und den Körper sauber zu halten. So durfte keine Wäsche gewaschen oder aufgehängt werden, denn in der besagten Zeit sollen die Seelen Verstorbener und Dämonen umherschwirren. In der im Wind wehenden Wäsche verfangen sie sich und bringen mit den Laken Unheil ins Haus. Weiter sollte man nicht verreisen, nicht backen, nicht schwer arbeiten und keinesfalls fegen.
Reste oder auch verbranntes Essen sollte man ins Feuer geben, um diese so an die verlorenen Seelen zu überreichen. Es sollte nicht geflucht, geschimpft oder mit den Türen geschlagen werden, stattdessen sollte man von Herzen geben, anderen Menschen gut zuhören, Ordnung halten und offene Rechnungen begleichen. Liebespaare sollten viel Zeit miteinander verbringen, da die Zeit der zauberhaften Rauhnächte menschliche Beziehungen stärker wachsen ließ.
Woher der Begriff „Rauhnächte“ kommt, lässt sich nicht eindeutig identifizieren. Möglich ist, dass es von „Rauh“ kommt, was „wild“ bedeutet. Tatsächlich lassen sich auch Bezeichnungen finden, die die zwölf Nächte als „Wilde Jagd“ der verlorenen Seelen, Geister und sagenhaften Wesen beschreiben. „Rauh“ könnte aber auch von „Rauch“ beziehungsweise „räuchern“ kommen. Das Räuchern war tatsächlich ein festes Ritual während der Zeit zwischen den Jahren. Dem Glauben nach konnte man Geister in Haus und Stall ausräuchern und sich so vor der Heimsuchung des Bösen schützen.
Die 12 Rauhnächte sollen das gesamte kommende Jahr in sich bergen - jede Rauhnacht steht für einen Monat des neuen Jahres. In alten Tagen wurden die Nächte zwischen den Jahren genutzt, um einen Blick in die Zukunft zu werfen und das Wetter zu beobachten. Ein altes Rauhnächte Ritual ist aber auch das „Horchen“.
So sollte man seinen Tieren im Stall eine Extraportion Futter geben, dann konnte man sie angeblich ab Mitternacht miteinander sprechen hören. An Kreuzwegen konnte man ebenfalls hören, was die Zukunft bringt.
Im „Heimatfreund“, der Beilage im Rehauer Tagblatt aus dem Dezember 1950, ist ein schöner Artikel „Vom Horchengehen“ zu Weihnachten niedergeschrieben:
„Meine Urgroßmutter, die frühere Bäuerin auf dem jetzigen Schleicher’schen Haus Nr. 43, ging immer an den Weihnachtsabenden um Mitternacht auf den Acker oberhalb des Jakob’schen Anwesens beim sogenannten Brendel ins Horchen. Das Schicksal des ganzen Jahres, Monat für Monat, Freud und Leid, ging an ihrem Auge vorüber. Beim ersten Horchengehen 1806 erzählte sie, daß über die Mühlbrücke im kommenden Jahr Soldaten marschieren. Tatsächlich kamen im Jahre 1806 die Franzosen. Im nächsten Jahre sah sie einen Leichenzug aus dem Schloßhof zu Nentschau fahren und in Posseck läuteten die Kirchenglocken. In diesem Jahr starb auch ein achtjähriger Knabe des Freiherrn von Feilitzsch. 1822 sagte sie, daß sie in der Richtung von Regnitzlosau einen großen Feuerschein gesehen hätte, der zwar auf eine gute Ernte hindeute, aber auch Feuer bedeute. Auch dieses Ereignis trat tatsächlich ein. Ganz Osseck brannte bis auf ein Haus nieder.“
Text: Michael Abraham

Der Porzellanmaler Carl Grimm saß zur Weihnachtszeit des Jahres 1935 in seinem Arbeitsraum und schaute auf die verschneite Stadt hinab. Da erstand vor ihm die Vision, die unser Bild wiedergibt. Wie ein heimeliges Dörfchen aus alter Zeit mutet der dargestellte Kern der Stadt Rehau an. Verträumt liegen die Häuser, jedes viele Menschenschicksale bergend, Schicksale voll Sorgen und Leid. Die schneevollen Wolken aber haben sich zu einem feinen Bilde geformt. Durch die Menschenmutter bietet der Allvater seinen Sohn der leidenden Menschheit dar und gibt ihr damit die Wahrheit, das Licht und das Leben. Ein großer Frieden strahlt von der Menschengruppe aus, kündend von der Erlösung, die durch den Heiland uns gegeben ward. Der Mann in Wandertracht verkörpert die Sehnsucht nach Heimat, die er in jahrelanger Irrfahrt nun gefunden hat. In der Berührung des wallenden Gewandes der Gottesmutter mit dem Kinde macht er sich teilhaftig an der großen Friedensbotschaft. Der verkündende Engel krönt schützend die Gruppe. Weihnachtsstern und die Bilder des Orion und Heerwagens deuten die Zeitlosigkeit dieses Geschehens an. Es ist ein Gruß des Künstlers an alle Freunde in der alten Heimat.
(Quelle: Heimatfreund, Beilage des „Rehauer Tagblatt“, Folge 8/12.1950)
